Bei der digitalen Podiumsdiskussion, veranstaltet von der CDU-Kandidatin für den Landtag, Frau Dr. Natalie Pfau-Weller, wurden Methoden der Wissenschaft und Architektur mit den Möglichkeiten aus der Praxis gegenübergestellt.


Dr. Natalie Pfau-Weller lud hierzu die Stuttgarter Architektin Ruth Schagemann, die Wissenschaftlerin Rebeca Nell der Fraunhofer Gesellschaft und Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner ein. Die gegenseitigen Abhängigkeiten wurden erläutert, wissenschaftliche Hintergründe erklärt und praxisgerechte Lösungen präsentiert. Es wurden nicht Visionen vorgestellt, sondern Projekte die bereits in der Gemeinde Köngen oder vergleichbaren Kommunen im Wahlkreis umgesetzt wurden. Mit Elan und Fachwissen führte Pfau-Wellr durch den Abend und konnte die Themenfelder gut verknüpfen. Als promovierte Politologin arbeitet sie als Projektleiterin am Fraunhofer Institut. Dort kümmert sie sich um die Morgenstadt-Initiative und begeistert sich für die Themen Kommunen und deren Steuerung und Regelung.

„Hitzeinseln, Hochwasserlagen und zunehmende Starkregenereignisse sind keine Einzelphänomene, sondern Szenarien auf die sich deutsche Kommunen vorbereiten müssen. Die heißen Sommer 2018 und 2019 haben den Klimawandel und seine Folgen in Deutschland spürbar gemacht und nehmen in vielfältiger Weise Einfluss auf unser Leben bei den Themen Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Ökosysteme und Umwelt“, leitete Pfau-Weller in die Thematik ein. Rebecca Nell arbeitet am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gemeinsam mit Natalie Pfau-Weller im Forschungsprojekt SMARTilience. Sie erforschen wie Städte klimafreundlicher und resilienter, also widerstandsfähiger gegen Veränderungen des Klimas werden können. Ein wichtiger Punkte ist, Bürgerinnen und Bürger durch moderne Teilnahmeformate bei der Entwicklung ihrer Kommunen mitwirken zu lassen.

Ruth Schagemann sieht den Bausektor als Schlüsselbranche für die Senkung des CO 2 Verbrauchs. In Wohnungs-, Gewerbe- und Industriebauten besteht erheblicher Sanierungsstau. Dadurch bieten sich große Chancen bei den Renovierungsmaßnahmen mit zeitgemäßen Baumaterialien zu einem klimaschonenden oder klimaneutralen Bauzustand zu kommen. „Beim nachhaltigen Bauen muss auf die Recyclingfähigkeit der verwendeten Baumaterialien geachtet werden. Verwendung von Recyclingbeton und recyclingfähigen Materialien müssen stärker in den Focus rücken“, skizzierte die Stuttgarter Architektin. Enorme Fördermittel der EU sind hierfür in den nächsten Jahren vorgesehen.

Otto Ruppaner, Bürgermeister in Köngen, erläuterte interessante Umsetzungen in seiner Gemeinde die etwa 10.000 Einwohner hat. Die Schwerpunkte seiner Ausführungen waren Infrastruktur, Städteplanung mit Mobilität, ÖPNV und die Ver- und Entsorgung. Als Beispiel für Veränderungen aus seiner Praxis hat er den Wandel der Landwirtschaft in Köngen geschildert. Von der klassischen Feld- und Stallwirtschaft änderte sich die Landwirtschaft zum regionalen Gemüseanbau. Dadurch erhöhte sich der Bedarf an Wassermengen für den Pflanzenaufwuchs. „In Köngen haben wir letztes Jahr vor allem auch durch Corona den höheren Homeoffice-Anteil und die Veränderungen des Freizeitverhaltens beim Wasserverbrauch bemerkt. Die Wasserbehälter waren
Weitere Schwerpunkte für den Klimaschutz in Köngen waren die Früherkennung von Rohrbrüchen durch Sensoren in den Wasserleitungen, Erfassung und Senkung des Energieverbrauches in öffentlichen Gebäuden, Einsatz von LED-Beleuchtung, Innenverdichtung von Bauflächen etc.Täglich müsse Klimaschutz von den Menschen gelebt werden. In Köngen gibt es gute Erfahrungen mit dem Ehrenamt auch im Bereich Umwelt, z.B. mit dem Verein „Onser Saft“. Außerdem ist die Gemeinde Köngen „Fair Trade Town“ und hat eine „Faire Kita“. In der Zukunft will Köngen im Rahmen eines neuen Baugebietes Carsharing anbieten. Dieses Angebot funktioniert nur, wenn es für die Nutzer ansprechend ist und kein spürbarer Komfortverlust im Mobilitätsverhalten entsteht. Chancen sieht Herr Ruppaner in einer besseren Anbindung von Köngen an den Bahnhof Wendlingen. Hier sieht er ÖPNV-Möglichkeiten aber auch ein Leihfahrrad-System. Er hat die Erfahrung gemacht, dass ein Wohnquartier ohne oder mit nur eingeschränkter Stellplatzanzahl in urbanen Städten funktioniert. Dies gelte nicht in Gemeinden oder kleinen Städten mit ländlichem Umfeld.

Die sehr engagierten Zuhörer nutzten die Möglichkeit zur Diskussion ausgiebig zu unterschiedlichen Themen. Viele Anliegen, aber auch praxisgerechte Vorschläge für die Kommunal- und Landespolitik wurden vorgebracht und konnten von den Teilnehmern umfassend beantwortet werden.

„Der Staat kann nur die Vorgaben machen, die Kommunen die Rahmenbedingungen schaffen und jeder Einzelne muss mit seinem persönlichen Verhalten einen wichtigen Beitrag leisten“, resümiert Pfau-Weller die Diskussion. In der Zusammenfassung erläuterte Frau Dr. Natalie Pfau-Weller, den wichtigen Zusammenhang von Ökologie und Ökonomie. Nur wer einen sicheren Arbeitsplatz mit guten Perspektiven hat, wird sich mit Ernsthaftigkeit und einer positiven Einstellung für den Klimaschutz einsetzen. Klimagerechtes Leben und Bauen muss sich jeder leisten können und wollen. Technologie-Offenheit muss erhalten bleiben, nicht nur bei Fahrzeug- und Personennahverkehr-Konzepten, sondern auch im Bau- und Wohnungsbereich. Der Wandel der Anforderungen in der Arbeitswelt; Transformation der Technologien; Durchlässigkeit des Schulsystems und unterschiedliche Lebensentwürfe gilt es in Balance zu halten mit der Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen.

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